filmPolska: Gewinnerfilm 2022: Bukolika

Zu Gast: Autorin Jenni Zylka

 

Das baufällige Haus, in dem Danusia und ihre Tochter Basia leben, scheint nicht nur in einer anderen Welt zu stehen, sondern auch in einer anderen Zeit. Die funkelnden Neubauten der Hochhäuser sind Lichtjahre entfernt von diesem Ort, von dem es selbst bis zum nächsten Dorf ein langer Weg ist – und der doch voller Leben steckt. Denn Unmengen von Tieren und Geistern bevölkern das Gehöft und zwei Personen bieten schon ausreichend Konfliktpotenzial.

 

Während die Mutter in einer Zeitschleife gefangen scheint, holt die Tochter subtil die Neuzeit ins Haus, die sogar Mobilnetz hat. So spiegelt sich in diesem Mikrokosmos das ganze Leben mit seinen alltäglichen Reibereien, kleinen Ausbrüchen und grundlegenden Entscheidungen: aufbegehren oder aufgeben, widersprechen oder schweigen, gehen oder bleiben?

 

Die Kamera ist den Protagonistinnen unendlich nah, der Schnitt präzise und unaufgeregt. Im Zusammenspiel mit den dröhnenden Ethno-Sounds der ukrainischen Band DakhaBrakha entwickeln die ruhigen, stimmigen Bilder in diesem „Hirtengedicht“ einen hypnotischen Sog, der nur im abgedunkelten Kinosaal mit aufgedrehten Lautsprechern seine volle Wirkung entfaltet. [Rainer Mende]

 

Der Fotograf Karol Palka (geb. 1991) hat in Katowice und Warschau studiert. Mit seinem dritten Dokumentarfilm „Bukolika“ gewann er u. a. die Silberne Taube bei DOK Leipzig 2021.

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FSK n.n. / 70 MINUTEN
Filmplakat des Films filmPolska: Gewinnerfilm 2022: Bukolika